Ein optimaler Start die neue Mannschaftssaison gelang am vergangenen Samstag den drei Staffeln des SC Anger, die in der Grenzland- und der Landesliga Süd jeweils beim TV Traunstein und in der Nike Wrestling Ringerliga Bayern beim SC Oberölsbach triumphierten. Die erste Mannschaft besiegte den Meister des Vorjahres in einem bis zur letzten Sekunde spannenden Duell mit 14:16 und setzte damit direkt ein erstes Ausrufezeichen. Nicht minder nervenaufreibend war das Lokalderby der zweiten Mannschaft in Traunstein, das hauchdünn mit 20:21 an den SCA ging und in dem vor allem die jugendlichen Nachwuchsringer zu überzeugen wussten. Eine klare Angelegenheit war im Gegenzug dazu der Vorkampf zu diesem Duell, in dem sich die Angerer Schüler mit 5:32 durchsetzten.
Wie schon in der vergangenen Saison vertraute der SC Anger in die leichten Gewichtsklassen auf die Dienste des Serben Sebastian Kolompar und des Georgiers Nikolozi Santeladze, wobei letzteres bis 57 kg Freistil auf Altmeister Nikolay Dobrev traf. Der Angerer kontrollierte von Anfang an das Geschehen und erkämpfte sich im Verlaufe des Kampfes mit Beinangriffen und -schrauben eine 0:9 Führung, die der Oberölsbacher kurz vor Schluss auf 2:9 verkürzte, womit nur noch zwei Mannschaftspunkte an den SCA gegangen wären. Santeladze setzte daher in den Schlusssekunden zu einem finalen und erfolgreichen Angriff an, mit dem er seinen ursprünglichen Abstand wieder herstellte und drei Punkte einfuhr. Das Schwergewicht mussten die Angerer urlaubsbedingt bzw. aufgrund anderweitiger Verpflichtungen unbesetzt lassen, wodurch Patrik Fanderl zu vier kampflosen Punkten kam. Wie auch schon im Vorjahr entwickelte sich bis 61 kg griechisch-römisch zwischen Fabian Meier und Sebastian Kolompar ein eng umkämpftes Duell, in dem der Gastgeber den ersten Passivitätspunkt erhielt, aus dem aber keine weiteren Wertungen folgten. Besser machte es nach der Pause der Angerer, der zuerst mit einem Takedown erfolgreich war und bei seiner angeordneten Bodenlagen mit einem Durchdreher durchkam, wodurch er beim 1:5 Endstand zwei Mannschaftspunkte einsammelte.
Auf den ukrainischen Neuzugang der Oberölsbacher, Andrii Vlasov, traf bis 98 kg Freistil Benedikt Argstatter, der sich gegen den Fünften der WM 2021 naturgemäß aufs Verteidigen fokussierte und beim 4:0 Endstand seine Aufgabe auch gewohnt zuverlässig erledigt hatte, indem nur zwei Mannschaftspunkte an den SCO gingen. Im letzten Kampf vor der Pause geriet Lorenz Hagelauer gegen Salman Kaschijew in 66 kg Freistil bis zum Erreichen der letzten Kampfminute mit 4:1 in Rückstand, als beide Ringer jeweils lediglich Einser-Wertungen erzielt hatten. Als bereits alles nach einem Punktsieg des Oberpfälzers aussah, fing der Angerer 40 Sekunden vor Schluss einen Wurfversuch des Gastgebers ab und legte diesen zum Schrecken der 400 Anhänger des SCO auf die Schultern, wodurch er den 6:9 Halbzeitstand einstellte.
Nach der Pause hatte sich Simon Öllinger vorgenommen, bis 86 kg griechisch-römisch gegen Thomas Kramer Revanche für seine Punktniederlage aus dem Vorjahr zu nehmen, geriet im ersten Durchgang aber erst einmal nach einer Passivität mit 1:0 in Rückstand. Als der amtierende Dritte der Deutschen Meisterschaften nach der Pause selbst vom souveränen Kampfrichter Bastian Wohlfahrt eine Bodenlage zugesprochen bekam, nutzte er diese für zwei Durchdreher und sicherte sich zusammen mit einem weiteren Punkt für Rausschieben einen klaren 1:6 Punktsieg, mit dem zwei weitere Punkte auf das Konto des SCA wanderten. Der Kampf bis 71 kg griechisch-römisch zwischen Daniel Sittel und Felix Baumgartner begann mit einem kurzen Schreckmoment für den Angerer, der nach einem Schwunggriff des Oberölsbachers mit 4:0 in Rückstand geriet. Im Anschluss dominierte der Gästeringer allerdings das Geschehen und warf seinen Kontrahenten mit seiner Spezialität, dem verkehrten Ausheber, mehrfach über die Matte, ehe er sich eine halbe Minute vor dem Pausengong eine Schultersieg sicherte und seine Farben mit 6:15 in Front brachte.
Ohne Chance blieb bis 80 kg Freistil Mohammed Khasaev, der vom Bronzemedaillengewinner der Junioren EM 2019, dem Esten Erik Reinbok, mehrfach mit Beingriffen in die Bodenlage überführt wurde und nach zwei Minuten eine technisch überlegene Niederlage nicht mehr vermeiden konnte, womit die Gastgeber wieder auf 10:15 herankamen. Die Aufholjagd des Meisters der Vorsaison setzte sich auch im Duell bis 75 kg Freistil fort, in dem Philipp Bart zur Pause gegen Felix Leinweber mit 5:0 in Rückstand lag und auch im zweiten Durchgang die Wertungen des Oberölsbachers nicht verhindern konnte, sodass dieser nach viereinhalb Minuten Abbruchsieger wurde und das Gesamtergebnis mit vier Punkten auf 14:15 beinahe ausgeglichen hatte. Die Entscheidung über Sieg, Unentschieden oder Niederlage musste damit bis 75 kg griechisch-römisch fallen, als sich der Regensburger Neuzugang der Gastgeber, Jonas Zimmermann, und Franz Fröhlich gegenüberstanden. Der Angerer ließ sich von einem 2:0 Pausenrückstand nicht aus der Ruhe bringen und zeigte sich im Verlaufe des Duells als der konditionell stärkere Ringer, sodass sich der Gastgeber zunehmend im Rückwärtsgang befand. Fröhlich nutzte nun die sich ihm bietenden Chancen und drehte den Punktestand auf 4:6, womit er seiner Mannschaft neben einem Mannschaftspunkt auch den Gesamtsieg sicherte. Kommendes Wochenende erwartet die Ringer des SC Anger der erste Heimkampf und direkt das nächste schwere Duell, wenn Zweitliga-Absteiger Hallbergmoos, der zum Auftakt mit 11:15 beim SV Wacker Burghausen II gewann, zu Gast in der Aufhamer Sporthalle ist.
Ebenfalls zu Hause ringen wird am nächsten Samstag die zweite Mannschaft, der ein doch etwas überraschender 20:21 Auswärtserfolg beim favorisierten TV Traunstein gelang. Bis 57 kg Freistil dominierte Michael Enzinger sein Duell mit David Dik und war nach einer Serie an Schwunggriffen und Überwürfen bereits nach einer Minute technisch überlegener Sieger. Einen übermächtigen Kontrahenten hatte bis 130 kg Freistil Roman Koch, der sich nach knapp einer Minute gegen den Ungarn Laszlo Egervari auf den Schultern wiederfand. Ein hervorragendes Debut im Männerbereich gelang bis 61 kg griechisch-römisch Max Hinterstoißer, der es mit dem erfahrenen Ungarn Milan Nyiri, der in Zweitliga-Zeiten noch beim SC Anger gerungen hatte, zu tun bekam. Der junge Angerer ließ sich vom großen Namen seines Kontrahenten nicht beeindrucken, war stets der aktivere Ringer und setzte sich nach sechs Minuten verdient mit 1:2 durch, was einen Mannschaftspunkt einbrachte. Bis 98 kg griechisch-römisch sammelte Alexander Koch seine Punkte vornehmlich mit Durchdrehern und war gegen seinen jugendlichen Kontrahenten Tommy Dik nach 100 Sekunden vorzeitiger Sieger durch technische Überlegenheit. Nachdem sich beide Ringer zum Auftakt abgetastet hatten, war bis 66 kg Freistil Gastgeber Manuel Kuliev der bestimmende Ringer, der gegen den Angerer Debütanten Kilian Enzinger sowohl aus dem Stand als auch im Boden punktete und zehn Sekunden vor dem Pausenpfiff genügend Punkte zur technischen Überlegenheit gesammelt hatte.
Ein aktionsarmes, aber hochklassiges Duell lieferten sich bis 86 kg Freistil Luca Zeiser und Max Pöschl, in dem der Traunsteiner in den entscheidenden Aktionen die Nase vorne hatte und beim Abpfiff für seinen 5:0 Punktsieg zwei Mannschaftszähler erhielt. Ähnlich verlief auch das Duell bis 75 kg griechisch-römisch zwischen Andreas Rasumny und Paul Hogger, in dem aber dieses Mal der Angerer das bessere Ende für sich hatte und mit einem 1:3 Punkt- sowie 0:1 Mannschaftssieg den ausgeglichenen 10:10 Pausenstand einstellte. Den zweiten Abschnitt des Abends eröffnete Michael Enzinger bis 57 kg griechisch-römisch mit einer analogen Leistung zu seinem ersten Duell, indem er David Dik dieses Mal mit zwei Kopfzügen mit hoher Amplitude auf die Matte donnerte und sich in der zweiten Kampfminute einen Schultersieg sicherte. Bis 130 kg griechisch-römisch war auch der dritte Angerer Debütant, Andreas Holthaus, gegen den Ungarn Laszlo Egervari, ohne Chance und musste nach einer Minute eine Schulterniederlage hinnehmen. Für Traunstein stand bis 61 kg Freistil erneut Milan Nyiri auf der Matte, der dieses Mal auf den Angerer Andreas Hocheder traf und mit der energischen Ringweise seines Kontrahenten nicht zurechtkam. Vor allem als gegen Ende des zweiten Durchgangs beim Ungarn zunehmend die Kräfte schwanden, gelangen dem heimischen Nachwuchsringer einige Angriffe, mit denen er sich letztendlich verdient mit 2:4 durchsetzte und dafür einen Mannschaftspunkt erhielt.
Nicht nach dem Geschmack des SCA verlief anfangs der Kampf bis 66 kg griechisch-römisch zwischen Justin Flemmer und Simon Resch, der vom AC Bad Reichenhall nach Anger gewechselt war, indem der Gastgeber nach Aktionen aus dem Stand und im Boden nach zwei Minuten bereits mit 9:0 in Führung lag. Nun hatte aber die Stunde des jungen Neu-Angerers geschlagen, der zuerst zwei Punkte einsammelte und anschließend den Traunsteiner mit einem Kopfzug auf die Matte warf, aus dem es für letzteren kein Entkommen mehr gab und Resch kurz vor dem Pausenpfiff einen Schultersieg feierte. Der SC Anger lag damit zwei Kämpfe vor Schluss mit 14:21 in Führung, sodass bis 86 kg griechisch Michael Klouceck mit einem entsprechenden Ergebnis gegen Andreas Dik bereits den Gesamtsieg in trockene Tücher bringen konnte. Vor den Augen der gut gefüllten AKG-Turnhalle lieferten sich die beiden Ringer ein interessantes und intensives Duell, das aus Sicht der Angerer am Ende leider durch zwei fragwürdige Entscheidungen des ansonsten guten Kampfrichters Bernhard Sedlmeier, der zwei Wurfversuche des Angerers am Mattenrand nicht als solche anerkannte, entschieden wurde. Beim 11:8 Endstand hatte Klouceck das Einzelduell damit zwar knapp verloren, beim 16:21 Zwischenstand seiner Mannschaft aber den Gesamtsieg gesichert. Im letzten Duell des Abends konnte Saber Mansuri bis 75 kg Freistil damit nur noch Ergebniskosmetik für den TVT betreiben, als er sich gegen Angers Stefan Nitzinger gegen Mitte des zweiten Durchgangs technisch überlegen durchsetzte und den 20:21 Endstand einstellte.
Im Vorkampf zum Duell in der Landesliga Süd standen sich in der Grenzlandliga ebenfalls der TVT und der SCA gegenüber, in dem sich die Nachwuchsringer der Gäste deutlich mit 5:32 durchsetzen. Die volle Ausbeute von jeweils vier Mannschaftspunkten holten mit kampflosen, technisch überlegenen oder Schultersiegen Stefan Koch (32 kg griechisch-römisch, KL), Noah Wittich (35 kg Freistil, KL), Alex Kirchner (38 kg griechisch-römisch, SS), Jakob Hinterstoißer (42 kg Freistil, SS), Jakob Hogger (46 kg griechisch-römisch, TÜ), Leo Koch (51 kg Freistil, TÜ), Michael Haas (57 kg griechisch-römisch, SS) und Albert Raisch (67 kg Freistil, SS). Geschlagen geben mussten sich dagegen Debütant Leon Petrovic (29 kg Freistil, SN) und in einem ausgeglichenen Duell, in dem an Ende die höhere Wertung entschied, Andreas Holthaus (85 kg griechisch-römisch, PN). Wie auch die beiden Mannschaften der Männer, die um 19:30 Uhr gegen den SV Siegfried Hallbergmoos und zuvor um 18:00 Uhr gegen den AC Penzberg ringen, stehen die Schüler kommenden Samstag zuhause auf der Matte und empfangen ab 16:45 Uhr die KG Vigaun/Abtenau. ( Lukas Koch)